Im Jahr 2022 nahm der neu gewählte Vorstand des Geschichtsvereins seine Arbeit auf und damit auch die Fortführung des Projekts mit dem Kunstschaffenden Jo Pollack für ein "Mahnmal zum Gedenken an die Gräueltaten des Nationalsozialismus 1933-45", wie er es in seinem Exposé von 2022 bezeichnete.
Dieses Exposé warf im neuen Vorstand viele Fragen auf, auch viele kritische Fragen.
Wir luden Jo Pollack zu einer Vorstandssitzung ein und die Mitglieder trugen ihre Fragen vor, teilweise sehr pointiert.
Jo Pollack hörte aufmerksam zu und ich fragte mich, wie ich selbst wohl auf diese mit Verve vorgetragenen Beiträge reagieren würde.
Würde ich sie als Kritik empfinden, würde ich meine innere und äußere Ruhe bewahren können?
Wie würde Jo Pollack reagieren?
Als Jo Pollack zu sprechen begann, verwandelte sich der ganze Raum und alle, die in ihm saßen.
Es waren nicht allein seine hilfreichen Erklärungen der Idee zum Mahnmal, aus der er Form und Symbolik ableitete, die all unsere Bedenken auflösten und die gemeinsame Aufgabe in einem für uns neuen, begeisternden Licht sehen ließen.
Es war auch seine stille, sich selbst zurück nehmende Art, mit der er uns und unsere Fragen umarmte und auf das gemeinsame Projekt hin transformierte, die uns berührte.
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Vorstandsmitglied Dr. Loyal übernahm die Aufgabe, mit Jo Pollack das Projekt weiter voran zu treiben und ich bat darum, dies begleiten zu dürfen.
So führten wir in den Jahren 2023 und 2024 eine Reihe von Gesprächen mit Jo Pollack, die nicht nur sehr hilfreich, sondern auch für alle Beteiligten sehr beeindruckend waren.
Ein Ergebnis dieser Gespräche ist zwecks Finanzierung die Bewerbung für kommunale Fördermittel beim "Projektworkshop zur Dorfentwicklung in der Stadt Niddatal", deren Ergebnis noch aussteht (Stand 12.2024).
Weiter unten finden sie aus dieser Bewerbung einen erläuternden Text zum Mahnmal und eine Skizze Jo Pollacks.
Eine große finanzielle Unterstützung erhält das Projekt des Mahnmals auch durch die Ausstellung "Jo Pollacks Welt" durch KUNST & KULTUR IM HERRENHAUS.
Lesen Sie hierzu unseren Artikel "Austellung Jo Pollacks Welt", der u.a. den Artikel der Wetterauer Zeitung vom 04.12.2024 vollständig zitiert.
Matthias Feige
Mahnmal zum Gedenken der Opfer des Nationalsozialismus
Ein Mahnmal ist eine Spezialform eines Denkmals, das durch seine öffentliche Präsenz mahnend an ein historisches Ereignis erinnern soll. Mahnmale sollen im Betrachter Betroffenheit erzeugen und das Erinnern über die Generationen hinweg tradieren.
Der Entwurf von Jo Pollak basiert auf die Dimension der Vertikalen und Horizontalen, die in ihrer räumlichen Ausdehnung und Verbundenheit sich zu einem dreidimensionalen Körper ausbildet.
Fünf Segmente fügen sich zu einem fest miteinander verbundenen einheitlichen und symmetrischen Körper. Die vertikale Dimension wird mit den beiden horizontalen Ebenen durchdrungen. Die scheinbare Symmetrie wird allerdings durch ein fehlendes sechstes Element in ihrer Harmonie gestört.
Jo Pollack:
„Die Skulptur umfasst alle 3 Dimensionen doppelt, dialektisch, ja und nein, gut und böse, schwarz und weiß, ying und yang, etc. Diese Gegensätze bedingen einander und ergeben ein Ganzes.
Da ist zuerst die senkrechte Dimension. Sie steht für den, einerseits, Blick nach oben, für Glaube, Hoffnung und Utopie und andererseits, für die Frage nach dem Woher, dem Warum, oder für das, was Paul Tillich: ‚Die verlorene Dimension‘, nennt. Auch diese Dimension ist doppelt ausgeführt, steht für den Dialog, der These und Antithese, könnte aber auch für die Religionen stehen.
In diese senkrechte Dimension sind die Dimensionen der Breite eingefügt. Diese Flächendimensionen laufen verdreht, vielfältig. Sie symbolisieren die um uns befindliche Welt in Ihrer Vielgestalt, ihrem unendlichen Leben, das durch die Vielzahl unterschiedlicher Menschen realisiert wird.
Die horizontalen Dimensionen stehen auch für die Völkergemeinschaften.“
Das fehle sechste Element steht für Verlust der Vollkommenheit der Trauer und Betroffenheit.