Während ich noch darüber nachdachte, wie ich meine Eindrücke aus der Vielfalt der Ausstellungsgegenstände, vor allem mein Gefühl, mit jedem Werkstück Jo Pollacks eine neue Seite in ihm zu entdecken, in Worte fassen könnte, hat die Wetterauer Zeitung am 04.12.2024 einen Artikel von Harald Schuchardt veröffentlicht, der über Vernissage und Ausstellung wunderbar berichtet.
Darum erlaube ich mir, das Einverständnis der Wetterauer Zeitung und Harald Schuchardts dankbar unterstellend, diesen Artikel hier vollständig zu zitieren.
Ebenso erlaube ich mir, die Einladung zu Vernissage und Ausstellung durch KUNST & KULTUR IM HERRENHAUS vollständig zu zitieren.
Lesen Sie zu Jo Pollack auch unseren Artikel "Jo Pollacks "Mahnmal zum Gedenken an die Gräueltaten des Nationalsozialismus 1933-45".
Matthias Feige
Vollständiges Zitat Wetterauer Zeitung vom 04.12.2024
Eine Ausstellung zum Erinnern
Von: Harald Schuchardt
Bis zu seinem Tod prägte Jo Pollack das Wickstädter Kunstfest. Der plötzliche Verlust führte dazu, dass Shadi und Herwig Ganz die geplante Ausstellung in ihrer Galerie verschoben und stattdessen die Ausstellung »Jo Pollacks Welt« organisierten. Sie zeigt sowohl Pollacks Werke als auch die Sammlung befreundeter Künstler.
Jo Pollack ist am 3. September dieses Jahres verstorben. Er war weit über die Wetterau als Kunstschaffender, Sammler und Unterstützer von Künstlern bekannt und geschätzt. Bis zu seinem Tod lebte und arbeitete Jo Pollack in Niddatal-Wickstadt, wo er bis 2014 siebenmal das Wickstädter Kunstfest initiierte. Pollacks Tod war für die Wahl-Wickstädter Shadi und Herwig Ganz Grund genug, die für die nächsten Monate geplante Ausstellung in ihrer Galerie »Kunst und Kultur im Herrenhaus« zu verschieben.
Mahnmal in Assenheim
Stattdessen wurde in kürzester Zeit die Ausstellung »Jo Pollacks Welt« mit unzähligen Werken Pollacks und dessen Sammlung von Arbeiten bekannter und befreundeter Künstler realisiert. Wochenlang wurden aus der Wohnung und der Werkstatt von Jo Pollack dessen Arbeiten geholt, teilweise vom Staub befreit und archiviert. Kunsthistoriker Dr. Friedhelm Häring stellte den Wert der Objekte fest.
»Es war der ausdrückliche Wunsch der Familie, diese Ausstellung zeitnah durchzuführen«, sagte Herwig Ganz im Verlauf der Vernissage am Samstagnachmittag, zu der neben einer großen Zahl an Wegbegleitern Pollacks auch Irmela Mittelhammer, die Schwester von Jo Pollack, sowie Matthias Feige, der Vorsitzende des Geschichtsvereins Niddatal, gekommen waren.
Der Erlös aus dem Verkauf von Pollacks Nachlass wird ohne Abzug an den Geschichtsverein Niddatal gehen, der damit einen lang gehegten Wunsch Pollacks erfüllen wird: Ein Mahnmal, das an die Gräueltaten des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 erinnert. Das Holocaust-Denkmal soll vor der Alten Synagoge in Assenheim aufgestellt werden.
Pollack hat das Modell aus Holz, seinem absoluten Lieblingsmaterial, hergestellt. Die Skulptur stellt einen Schnittpunkt dar, an dem sich die vertikale Dimension mit den beiden horizontalen durchdringen. Alle drei Dimensionen sind doppelt und dialektisch. Pollack verzichtet auf die komplette sechsteilige Ausführung und möchte mit dem Fehlen der sechsten Ecke auf den Verlust und die Vernichtung von Menschen aus Niddatal während des Nationalsozialismus hinweisen.
Das Modell ist Teil der Ausstellung, in die Häring einführte. »Sie sind hier in einer Ausstellung, die erinnerungsschwer ist«, sagte der Kunsthistoriker, und weiter: »Jo hat uns alle als Geschwister gesehen.«
Was von Pollack geblieben sei, hätten Shari und Herwig Ganz zu einer »sensationellen dadaistischen Ausstellung« zusammengefügt, sagte der langjährige Direktor des Oberhessischen Museums in Gießen. Die vor gut 100 Jahren entstandene Kunstrichtung Dadaismus habe den Nonsens zur Kunst gemacht.
Häring: »Das passt zu Jo, er hat alles genommen, was er gesehen und gefunden hat, und hat es zur Kunst gemacht, selbst eine WC-Schüssel.«
Pollack habe aber auch viele Künstler unterstützt und gefördert. So werden in der Ausstellung unter anderem Werke von Bruno Feger, Paul Jessen, Ulrike Obenauer und Alf Seckel gezeigt. Fotos, Dokumentationen und ganze Mappen voller Bilder findet man hier ebenfalls.
»Begreifen Sie, dass es in dieser Ausstellung um die Erinnerung geht. Wir sind eine Gemeinschaft. Alles, was Jo gemacht hat, ist ein Zeichen für die Verbundenheit. Jeder kann davon etwas mitnehmen«, sagte Häring abschließend.
Wie diese »Mitnahme« geschehen soll, erläuterte Herwig Ganz. In einer »Blind Auktion«, werden die gewünschten Kunstwerke vergeben. Dazu wurden alle Werke nummeriert und mit einem »Mindestangebot« versehen. Die Nummer eines gewünschten Werkes soll von den Kunstliebhabern mit deren Kontaktdaten und deren Höchstangebot auf einen Zettel geschrieben und dieser in die bereitgestellten Boxen geworfen werden.
»Wir werden dann sortieren und jeden neuen Besitzer verständigen«, sagte Ganz, der darauf hinwies, dass mit »Die Nähmaschine«, einer Skulptur aus Lärchenholz, auch Pollacks letzte Arbeit in der Ausstellung zu sehen ist.
Abschließend zeigte Ganz zwei kurze Videos, zum einen von der Frankfurter Kunstmesse vor wenigen Wochen, bei der Werke Pollacks, wie dessen bekannte Skulptur »Baustelle« mit einer Mischmaschine aus Holz, gezeigt wurden. Zum anderen ein zehn Jahre alter Bericht aus der Reihe »Bilderbogen« des HR-Fernsehens, in dem Pollack zusammen mit Dr. Harald Fischer, dem Bewohner des Wickstädter Turms, portraitiert wurde.
Vollständiges Zitat KUNST & KULTUR IM HERRENHAUS vom 30.11.2024
Ausstellung ‚Jo Pollack’s Welt‘
Vernissage: Saturday 30. Nov. 2024, 15-19 hrs
Dauer: 1. – 22. Dec. 2024 (Appointment only: 06034-4029 855)
Liebe Freunde von Jo, Liebe Kunstfreunde,
Jo war Kunstschaffender, Sammler und Unterstützer von Kunst und Künstlern.
Ab 30. November stellt KUNST & KULTUR IM HERRENHAUS seine Kunstwerke, Installationen und Sammlungen aus, eine Reminiszenz an die Kunstwelt Jo Pollacks.
Der Kunsthistoriker Dr. Friedhelm Häring hat sich freundlicherweise bereit erklärt, den Wert der Objekte festzustellen, und der Erlös geht zu 100% an den Geschichtsverein Assenheim, der damit das letzte Kunstprojekt Jo’s finanzieren wird, die Aufstellung seines Holocaust Denkmals an der Alten Synagoge in Assenheim.